Bachfest 2011
Das Bachfest Leipzig 2011
10.–19. Juni
»... nach italienischem Gusto«
Johann Sebastian Bach war mit der europäischen Musikliteratur vertraut wie vielleicht kaum ein anderer seiner Zeitgenossen. Diesbezügliche Kenntnisse erwarb er allerdings nicht auf Studienreisen, sondern als Autodidakt, vor allem durch das »Betrachten der Werke der damaligen berühmten und gründlichen Componisten«. Gekannt, bearbeitet und aufgeführt hat Bach zahlreiche Werke italienischer Meister. Die Bandbreite des Repertoires reicht von der Musik des 16. und 17. Jahrhunderts (Palestrina, Frescobaldi) bis hin zu den Kompositionen seiner Zeitgenossen (Vivaldi, Porpora und Pergolesi). In vielerlei Hinsicht dienten die Sonaten, Konzerte oder Vokalwerke jener Tonsetzer Bach als Quellen der Inspiration. Sie zu imitieren, lag ihm fern, nachhaltig aber haben sie seinen Kompositionsstil beeinflusst, eine Neuorientierung im instrumentalen wie im vokalen Œuvre bewirkt. So findet die italienische Konzert- und Arienform bereits 1713/1714 Eingang in die Kantaten Bachs − und gemäß seines Schaffensmottos, »Es muß alles möglich zu machen seyn«, komponiert er in späterer Zeit sogar Choralchöre nach dem Vorbild italienischer Konzertsätze. In den 1730er Jahren waren es vor allem Messkompositionen italienischer Herkunft, denen er sich verstärkt zuwandte. Letztlich dürften sie ihn auch zur Komposition von eigenen Messen motiviert haben. Dass Bach ein »Concerto nach italienischem Gusto« und zugleich eine »Ouvertüre nach französischer Art« komponiert und 1735 publiziert hat, bezeugt den souveränen Umgang mit den Stilrichtungen seiner Zeit. Für Bach, der den mitteldeutschen Raum zeitlebens kaum verlassen hatte, blieb Italien ein fernes, unerreichbares Land. Erst sein jüngster Sohn Johann Christian wagte die Reise in den verheißungsvollen Süden: 1755 begab er sich nach Bologna, wo Padre Martini, ein Musikgelehrter und glühender Verehrer der Musik seines Vaters, umsichtig um seine musikalische Weiterbildung besorgt war. Erfüllte sich der 20jährige einen Wunsch, den der Vater selbst nie hatte verwirklichen können?
Die Programme der Leipziger Bachfeste haben stets mehrere Facetten. Im Jahre 2011 gedenken wir der Jubiläen zweier bedeutender Musikerpersönlichkeiten: Franz Liszt, dessen 200. Geburtstag sich am 22. Oktober jährt, und Gustav Mahler, der vor 100 Jahren, am 18. Mai 1911, in Wien verstarb. Für beide Tonsetzer waren die Werke des großen Thomaskantors von wegweisender Bedeutung. Liszt, seit früher Kindheit mit Bachs Kompositionen vertraut, zählte zu den ersten Pianisten, die das »Wohltemperierte Klavier« und die »Chromatische Fantasie und Fuge« in ihr Konzertrepertoire mit einbezogen. Von Bachs Klavierwerken publizierte er kommentierte Notenausgaben; in selbstloser Weise hat er sich als Gründungsmitglied der Bach-Gesellschaft für die erste Bach-Gesamtausgabe engagiert. Aber nicht nur als Herausgeber und Interpret, sondern auch als Komponist hat ihn das Œuvre des Thomaskantors nachhaltig inspiriert.
Mahler spielte bereits in frühen Jahren das »Wohltemperierte Klavier«. 1898 plante er eine Aufführung der Bachschen Matthäus-Passion in Wien. Bezeichnenderweise erklang 1905 bei der Wiener Erstaufführung seiner 5. Sinfonie die Motette »Singet dem Herrn ein neues Lied«. Mahler, der die vollständige Bach-Gesamtausgabe besaß und unermüdlich studierte, faszinierten vor allem die Kirchenkantaten, eröffneten sie ihm doch neue Perspektiven inmitten einer schweren Lebenskrise. Sein Bekenntnis zum großen Thomaskantor offenbarte er einmal mit folgenden Worten: »Unsagbar ist, was ich von Bach immer mehr und mehr lerne … In Bach sind alle Lebenskeime der Musik vereint wie in Gott die Welt. Eine größere Polyphonie war nie da!«
Pressemitteilung zur Plakatkampagne für das Bachfest Leipzig 2011
