Lebendige Erinnerungskultur an die Friedliche Revolution
Es ist eine feste Folge von Ereignissen, auf die anlässlich der Friedlichen Revolution immer wieder verwiesen wird: Ohne den 9. Oktober in Leipzig hätte es den 9. November in Berlin nicht gegeben. Und nicht den 3. Oktober 1990, den Tag der Deutschen Einheit.
Die Menschen in Leipzig haben am 9. Oktober 1989 Geschichte geschrieben. Nach Friedensgebeten in vier Leipziger Kirchen versammelten sich trotz drohendem Schießbefehl rund 70.000 Menschen mit Kerzen, um für mehr Freiheit in der DDR zu demonstrieren. Mehrere Tausend Polizisten und Soldaten standen in der Stadt bereit. Doch die Demonstration verlief friedlich und die Weichen für grundlegende Veränderungen in Europa waren gestellt. So wurde dieser Tag zum markanten Ereignis auf dem Weg zum Mauerfall und zur Deutschen Einheit.
Seitdem ist der Tag der Friedlichen Revolution in Leipzig jedes Jahr ein besonderer Anlass, den Umgang mit demokratischen Werten und Bürgerrechten in den Blick zu nehmen. Zu den wichtigsten Programmpunkten zum zentralen Termin 9. Oktober zählen das traditionsreiche Friedensgebet und die Rede zur Demokratie. Das Element Licht wiederum spielt seit 2007 eine Rolle – damals wie auch im Folgejahr veranstaltete die Leipzig Tourismus und Marketing GmbH eine „Nacht der Kerzen“.
Im Jahr 2009 gedachte erstmals ein Lichtfest der Friedlichen Revolution. Unter der Überschrift „Aufbruch Leipzig – 20 Jahre Friedliche Revolution und Einheit Europas“ erlebten die Teilnehmer eine künstlerische Auseinandersetzung mit dem 9. Oktober. Mehr als 20 Lichtplaner, Designer und Künstler aus verschiedenen Ländern beteiligten sich mit Interpretationen über die Medien Licht, Audio und Video. Rund 150.000 Leipziger und Gäste der Stadt erinnerten auf dem Augustusplatz und dem Innenstadtring an die Ereignisse. Nach der erfolgreichen Premiere 2009 und einem stimmungsvollen Lichtfest 2010 anlässlich „20 Jahre Deutsche Einheit“ folgt in diesem Jahr der Brückenschlag nach Polen.
Am Abend des 9. Oktober 2011 findet in der Polnischen Ostsee Philharmonie Danzig ein Sonderkonzert anlässlich des Jahrestages der Friedlichen Revolution statt. Das Orchester spielt unter der Leitung von Jürgen Wolf, Kantor der Nikolaikirche Leipzig und musikalischer Leiter des Lichtfestes. Zeitgleich ist in Leipzig der Augustusplatz wieder der Aktionsraum. Dort erleben die Teilnehmer eine Videoperformance als Großprojektion auf die Fassade der Oper Leipzig. Der künstlerische Leiter des Lichtfestes Jürgen Meier verbindet darin historische Bezüge aus Danzig und Leipzig mit aktuellen Blickwinkeln und bettet diese in Live-Schaltungen vom Konzert aus Danzig ein. Die Konzertbesucher in Danzig wiederum erhalten via Live-Übertragung Eindrücke der Veranstaltung in Leipzig.
Im Jahr 2011 heißt es also: von Leipzig nach Danzig – und auch zukünftig bleibt die Einordnung der Leipziger Ereignisse in den gesamteuropäischen Kontext ein zentraler Wunsch. Die wechselnden thematischen Schwerpunkte tragen diesem Anliegen mit einem Perspektivwechsel Rechnung. Strategisch ist das Lichtfest zunächst bis 2014 mit den Themen Ungarn (2012), Tschechische Republik (2013) und 25. Jubiläum der Friedlichen Revolution (2014) angelegt. Geplant ist eine Fortführung des Kunst- und Bürgerprojektes an historischen Orten im europäischen Kontext.
Hans-Dietrich Genscher (Bundesaußenminister a. D.), der bei der Veranstaltung bereits zweimal Ehrengast war, würdigte die Leipziger, ihren Mut und die Konzeption des Lichtfestes 2009: „Ich danke Ihnen für das, was Sie vor 20 Jahren friedlich erreicht haben – mit ‚Wir sind das Volk’ und ‚Keine Gewalt’. Die Leipziger haben die Freiheit überall hingetragen – nicht nur in ihre Stadt. Diese Botschaft der Freiheit sollte überall gehört werden. Ich hoffe, dass die Friedlichkeit dessen, was hier geschehen ist und auch durch das Lichtfest dokumentiert wird, eine Mahnung an alle ist. Der 9. Oktober ist eines der wunderbarsten Daten in unserer Freiheitsgeschichte.“
Das Lichtfest wird von der Leipzig Tourismus und Marketing (LTM) GmbH in Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig und der Initiative „Tag der Friedlichen Revolution – Leipzig 9. Oktober 1989“ organisiert. Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit von LTM GmbH, Firma Wiedenmann / San Remo & Pascucci, Punctum Fotografie GmbH und Westend. Public Relations GmbH konzipiert und umgesetzt wurde, zeigt Bilder vom Lichtfest 2009 und 2010.
Eine Presseinformation inklusive Statements der beteiligten Partner finden Sie im Pressebereich
